Geräuschbelästigung, so ein Quatsch, das hier ist Kunst. Gerade schreien wild kostümierte Krieger durcheinander. Auch sie haben den Geist des toten Vaters gesehen. Das Publikum schmunzelt und kichert und wird von den Darstellern gern mit einbezogen.
Die Ruine bietet tolle Möglichkeiten. Es ist immer wieder überraschend, an welchen Stellen die Schauspieler auftauchen. Drehsessel wären angebracht.
Dann ist Pause und ich stelle fest, dass es im hinteren Bereich auch Tische und Stühle und sogar Aschenbecher gibt. Im Theater rauchen, wo geht das denn noch.
Seit 1999 spielt der „TheaterRuine St. Pauli e.V.“ auf dieser herrlichen Bühne. Das Gebäude, von 1889 bis 1891 erbaut, wurde im 2. Weltkrieg stark zerstört. Seit den 90er Jahren ist es als Ruine wieder begehbar. 2005 musste das Gemäuer gesperrt werden, mit Unterstützung der Stadt konnte die Ruine soweit gesichert werden, dass der Spielbetrieb fortgeführt wird. Mit dem Glasdach für insgesamt 2,6 Millionen soll die Kirchruine dauerhaft als Spielstätte für Theater und Konzerte erhalten bleiben.
Das Stück endet dramatisch. König, Königin, Hamlet, Laertes, Ophelia – alle sind tot. Das Publikum klatscht in die Hände. Erst später erfahre ich, dass hier Laien und Profischauspieler zusammen arbeiten. Ein tolle Leistung, da muss ich diesen Sommer unbedingt noch einmal hin.
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Anmerkung 2012: Die Ruine hat inzwischen ein Glasdach bekommen, Theater findet weiterhin statt.
He,
warst du etwa zum ersten mal in der Ruine? Dann wurde das ja höchste Zeit. Ich empfehle dir ganz besonders „Der gute Mensch von Sezuan“.
Katrin, ehemalige Mit-spielerin
Zumindest zum ersten mal im Theater.