Nora Ebert „Posieren kann ich überhaupt nicht leiden“Der Malkasten ist ein recht alter. Bevor er die Neustadt beehrte, hauste er unter der „Zitronenpresse“. Das knallrote M steht im Gegensatz zum gelben M nicht für Künstlichkeit, sondern für Kunst.
„Ich bin mit dem Geruch von Farbe und Terpentin groß geworden“, erinnert sich Nora Ebert. Sie stieg im Milleniumsjahr in das Geschäft ihres Vaters Lothar mit ein. „Als ich frisch geboren war, schauten die Kunden in den Kinderwagen und sagten: Da ist sie ja, die neue Chefin!“, erzählt Nora Ebert. „Dass ich das wirklich mal sein würde, damit habe ich nicht gerechnet.“
Nicht nur für Künstlerwerkzeug, auch für Bilderrahmen ist der Malkasten die richtige AdresseDie Geschichte des Malkastens reicht bis 1923 zurück und beginnt an der Frauenkirche.
L. August Hagen eröffnete dort sein Künstlerfachgeschäft, das der Krieg zerstörte. Hagen startete einen Neuanfang auf der Hansastraße. Sein Sohn Gerhard Hagen überquerte die Elbe anschließend wieder und übernahm den „Künstlerbedarf Klein“ in der Kunstakademie. Das Stammgeschäft sollte sich dort 34 Jahre lang halten, 1993 eröffnete die Filiale auf der Louisenstraße. Schließlich schloss der Malkasten in der Altstadt nach Umbauten an der Kunstakademie 1997 seine Türen und machte den Neustädter Malkasten zur Exklusivität.
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Holzpuppe und Holzpferd gehören zum Inventar„Mein Vater war Quereinsteiger“, erzählt Nora Ebert. „Er kommt eigentlich aus dem Museumsbereich.“ Diesen Hang zum Bewahren und Präsentieren spiegelt das Schaufenster wider, in dem fein säuberlich alte Pigmentfarben in Apothekergläsern ausgestellt sind. Überhaupt durchströmt den Malkasten ein alter Charme. Keine Aufsteller großer Firmen, enge Gänge und der Duft von Holz. „Wohnzimmercharakter“, nennt es die Chefin. Nora Ebert späht während des Gesprächs immer wieder in das Regal-Labyrinth. Ist da ein Kunde? „Ich bin das Suchen gewöhnt“, lacht sie. „Bis vor kurzem war mein dreijähriges Kind regelmäßig mit im Laden.“
Malkasten-Chefin Nora EbertNora Ebert ist ausgebildete Ergotherapeutin. „Natürlich will man als Jugendliche auf keinen Fall das machen, was die Eltern tun.“ Nach ihrem erfolgreichen Einserabschluss stand der Bewerbungsmarathon an. „Das wollte ich dann irgendwie nicht.“ Sie sinnt kurz nach. „Nein, wirklich nicht.“ So kam sie zurück ins elterliche Geschäft, in dem sie seit ihrer Kindheit zuhause ist. Als sie Mutter wurde, stand sie nach vier Wochen wieder hinter dem Verkaufstresen, das Kind vor den Bauch geschnallt.
Nora Ebert begrüßt den nächsten Kunden mit Namen und zaubert gleich den perfekten Werkstoff für sein Projekt aus dem Hut. An ruhigen Tagen steht Buchhaltung an, dabei hilft der Herr Papa noch mit. Bestellungen, Listen – was andererfrau graue Haare wachsen lässt, darin geht Nora Ebert auf. „Es macht Riesenspaß, die Leute zu beraten. Künstler sind eben doch ein ganz eigenes Völkchen.“ Seit das Töchterlein in den Kindergarten geht, schlägt sie der Mama morgens vor: „Ich kann doch lieber mit ins Geschäft kommen.“ Es scheint, als hätte die nächste Generation schon Terpentin geschnuppert.
Malkasten
Louisenstraße 12, 01099 Dresden
Montag bis Freitag 10 bis 19, Sonnabend 10 bis 16 Uhr
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