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Warum die Carolabrücke eingestürzt ist

Als am Mittwoch Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) die Eckpunkte für den Neubau erläuterte, stellte auch der Brückenbauspezialist Prof. Dr.-Ing. Steffen Marx das Gutachten zum Brückeneinsturz der Carolabrücke am 11. September 2024 vor.

Brückenbauspezialist Prof. Dr.-Ing. Steffen Marx - Foto: Anton Launer
Brückenbauspezialist Prof. Dr.-Ing. Steffen Marx – Foto: Anton Launer

An jenem Mittwoch im September 2024 kam es um 2.58 Uhr zu einem Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden. Nur rund acht Minuten nachdem eine Straßenbahn über das Bauwerk gefahren war. Wie durch ein Wunder kam kein Mensch zu Schaden.

Am frühen Morgen des 11. September 2024 sind Teile der Carolabrücke eingestürzt. Foto: Christoph Springer
Am frühen Morgen des 11. September 2024 sind Teile der Carolabrücke eingestürzt. Foto: Christoph Springer

Ursache schon beim Bau

Wie Marx und sein Team herausgefunden haben, ist die Ursache des Einsturzes schon auf den Bau der Carolabrücke zwischen 1969 und 1971 zurückzuführen. Der Spannstahl, der den Beton der Brücke zusammenhält, lag damals für eine gewisse Zeit offen. Das habe gereicht, damit sich winzige Wasserstoffteilchen an den Stahl-Draht-Bündeln festsetzen konnten. Die damals aufgrund der vielen Kohleheizungen sehr schwefelhaltige saure Luft in Dresden förderte diesen Prozess. „Da können schon ein paar Stunden ausgereicht haben“, schätzt Marx ein. Im Laufe der Jahre haben die Wasserstoffatome den Stahl auseinandergetrieben und die Risse wurden größer.

Über dem Strompfeiler D brach der Kragarm ab, im Bild auch zu sehen die Vielzahl der gerissenen Spannglieder. Foto: Anton Launer
Über dem Strompfeiler D brach der Kragarm ab, im Bild auch zu sehen die Vielzahl der gerissenen Spannglieder. Foto: Anton Launer

Den Arbeitern und Ingenieuren von damals könne man keinen Vorwurf machen, die Gefahr dieser Spannungsrisskorrosion war seinerzeit nicht bekannt. Über die Jahre hinweg haben sich die winzigen Risse in den Stahldrähten ausgeweitet. Marx berichtet, dass in allen drei Brückenzügen diese Spannglieder vorgeschädigt seien, allerdings im Zug C deutlich stärker als in den anderen beiden Zügen. Als Grund dafür nannte Marx, dass der Teil nicht über eine Asphaltschicht verfügte und damit Temperaturschwankungen stärker ausgesetzt sei.

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Einsturz war nicht vorherzusehen

Mit den bis dahin üblichen Brückenprüfmethoden konnte das Dilemma, dass sich im Inneren der Brücke verbarg, nicht entdeckt werden. Marx: „Der Brückeneinsturz war nicht vorherzusehen.“ Das Ereignis habe nicht nur ihn, sondern die gesamte Ingenieurs-Gemeinschaft in Deutschland überrascht.

Der aktuelle Auslöser für den Einsturz im September sei dann wahrscheinlich ein Temperatursturz vom Tag zur Nacht gewesen, bei dem vermutlich etliche Spannglieder gerissen seien. Der Brückenzug C habe dann im Wesentlichen nur noch auf der Querverbindung, dem Gelenk 2, zu den beiden anderen Zügen gehangen. Der von dem Strompfeiler D über die Brücke ragende Neustädter Kragarm ist 44 Meter lang. Er stürzte dann in die Elbe und riss die anderen Teile des Brückenzuges inklusive dem Altstädter Kragarm mit.

Lösung: Schallemissionsmonitoring

Mit dem Einsturz der Carolabrücke müssen nun in ganz Deutschland die Bewertungsschritte für betroffene Bauwerke überarbeitet werden. Marx schätzt, dass es rund 1.000 Brücken betreffen könnte. Jedoch seien nicht alle akut einsturzgefährdet. Dies könne man gut durch das sogenannte Schallemissionsverfahren herausfinden. Dabei wird mit Sensoren gewissermaßen in das Innere einer Brücke hineingehorcht und Brüche der Spannglieder können akustisch wahrgenommen werden.

Schallemissionsmonitoring - Foto: Prof. Marx
Schallemissionsmonitoring – Foto: Prof. Marx

Auf diese Weise wurden die weiteren Risse an der Carolabrücke gemessen, die dann dazu führten, dass der Abriss ohne Ausschreibung im Notverfahren umgesetzt werden kann. Auch andere Brücken in Dresden werden so überwacht, zum Beispiel die Königsbrücker Straße in Höhe des Industriegeländes oder die Budapester Straße.

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17 Kommentare

  1. „[…] haben die Wasserstoffatome den Stahl auseinandergetrieben […]“ ääähm NEIN! :D
    WasserstoffATOME treiben überhaupt nix auseinander – die sind in freier Wildbahn noch nicht mal allein lebensfähg. Das Wort ist in diesem Zusammenhang völliger Blödsinn und fachlicher (chemischer) Humbug.
    Ich habe das Gutachten nicht gelesen, aber gemeint sind wohl eher WasserstoffIONEN (also umgangssprachlich „Säure“).

  2. Ich bin jetzt kein Chemiker, aber sind Ione nicht auch Atome, nur eben elektrisch geladene. Möglicherweise hat Herr Marx, der auch kein Chemiker ist, den Begriff Atom auch synonym zu Teilchen verwendet.

  3. Es waren die Rohre für die Heizung und Wasser,die das Chaos brachten.Bei Wärme dehnt es aus und bei Kälte zieht es sich zusammen.Nennt sich Aggreatzustand.Aber sowas wird ja heut nicht gelehrt.

  4. Ist ja hochspannend, was die Wissenschaft so über einen Brückensturz herausfindet (Wasserstoff der Eisen kaputt macht, plötzliche (arktische?) Temperatursturze u.v.a.m.).
    Aber irgendeinen Prof. der sich mit Bauwerksschwingungen auskennt, hat offensichtlich noch keiner gefragt.
    Wie ich darauf komme ?- na ja wegen Schwingungen sind halt schon viele Brücken gekracht. Deswegen dürfen Militärs auf Brücken ja niemals im Gleichschritt marschieren- hab ich mal so gelernt.
    Also mich hat mal einer von den neuen superlangen und superschweren Straßenbahnzügen (vermutlich 5 mal so schwer wie die schönen alten Tatrabahnen mit den Hartschalensitzen) mitten auf der Brücke mit Tempo 65 (ich war auf der Autospur links daneben, und überrascht wie schnell unsere neuen Supertrams beschleunigen können, wenn der Fahrer den Hebel richtig runter legt). Dass so was die gute alte Carola vielleicht nicht aushalten könne, scheint keinem der vielen Experten in den Sinn zu kommen.
    Warum nur warum ist einfach nur der Tram-Zug der Brücke gekracht ?? und nicht der wo die vielen tausend Autos drüber fahren??- wir werden den wahren Grund des Dresdner Brücken -Teil-Einsturzes wohl nie wirklich erfahren. Auch warum es überhaupt keine Möglichkeit mehr gibt, den noch stehengebliebenen Teil zu „ertüchtigen“ wie Bauleute immer sagen. Ach ja – wegreißen ist ja in Germany immer billiger (und vor allem gewinnbringender für die Bauhaie) als mal was zu reparieren.

  5. Mann könnte auch von Korrosion reden, interkristalliner, um genau zu sein… ;-) hervorgerufen durch saure Verbindungen, die bereits beim Bau an die Spannglieder geraten sind. Ab einem gewissen Grad gaben Temperaturschwankungen und damit verbundene Längenänderungen den Spanndräten den Rest… da müssen wir jetzt keinen Leistungkurs Chemie draus machen. Herr Marx ist glaub ich auch kein Chemiker. ;-)

  6. Man braucht wahrscheinlich eher einen Metallurgen oder Werkstofftechniker als als einen Chemiker für das genannte Thema.
    Ich persönlich würde die Theorie der Eisenhydridbildung durch Umwelteinflüssen wie Hausbrand oder Luft als abdriften ins Land der Fantasie betrachten (siehe Internet).
    Wenn Wasserstoff der Täter ist, wird er als Verunreinigung bei Schmelzprozessen in die Kabel geraten sein. Es wurde in dem Fall minderwertiges Material verwendet. Damit kann man aber prima erklären, warum unsere Vorfahren den schwarzen Peter haben, weil man dann sowieso nichts machen konnte. Streusalz- und Feuchtigkeitseintrag, Erschütterungen durch jahrelange Brückenarbeit und Anbringen von zusätzlichen Gewicht als Faktoren, die man selbst zu verantworten hat, sind dann vom Tisch.
    Wie überaus opportun.

    Imho

  7. „Im Laufe der Jahre haben die Wasserstoffatome den Stahl auseinandergetrieben und die Risse wurden größer.“
    Wie groß ist so ein Wasserstoffatom? Und ist nicht der größte Teil eines Atoms leerer Raum? Sind diese Atome „im Laufe der Jahre“ dann gewachsen? Verstehe ich nicht so richtig.

  8. Wie schön ist es doch, zu sehen, wie überragend das Sächsische Bildungssystem ist! Bei 5 Foristen 5 verschiedene Expertenmeinungen, die es alle besser wissen als der Mensch, der sich wochen- und monatelang mit der Materie beschäftigt hat. Ich bin so stolz…

  9. Liebe Kerstin, das ist vergleichbar mit dem Rosten von Metall, nur eben unsichtbar im Inneren der Brücke und sehr langsam, ist ein chemischer, kein mechanischer Prozess. Infolge dieses Prozesses sind die winzigen Risse über die Jahre größer geworden, das meint Marx mit auseinandertreiben.

  10. die kommentare sind das beste, was ich seit langer zeit gelesen habe, sehr unterhaltsam

    ich denke trotzdem, dass ich es besser weiss. aber das ist geheime verschlusssache.

    herzliche grüsse in die runde

  11. @Horst Schlimmer: bei den schönen Tatrabahnen wog ein Triebwagen ca. 16 Tonnen, d.h. ein Zug mit 2 Triebwagen und einem Hänger kam auf etwas über 40 Tonnen. Die Niederflurwagen von Bombardier wiegen als Zug ca. 48 Tonnen. Das ist nicht ganz 5x so schwer.. Auch die ca. 55 Tonnen der neusten Bahnen sind da nicht soviel mehr. LKW dürfen max. 40 Tonnen wiegen- das ist nicht so wahnsinnig viel leichter als die Straßenbahnen. Aber Deine Spekulationen und das wissende Geraune strafen natürlich alle Experten Lügen, die, statt ihre Arbeit zu machen und Dich um Hilfe zu ersuchen nur die Wahrheit vertuschen.

  12. Aus der Dokumentation der Orbit-Überwachung geht eindeutig hervor, das nächtens im September 24 ein außerterristisches Flugobjekt auf der
    Carolabrücke einen Zwischenstopp bei der Vermessung einer interstellaren
    Hyperlichtsgeschwindigkeitsroute einlegte und die Brücke aufgrund des unvorstellbaren hohen Gewichtes und der Massekraft der Belastung zum anschließenden Einsturz brachte.
    Aber wer will schon die Wahrheit hören?
    42!

  13. Prof. Marx, Stadt und Medien sind alle zu woke, um den offensichtlichsten Zusammenhang zuzugeben: vier Tage vor dem Einsturz querte der Dresdner Frauenlauf (7.9.2024) die Carolabrücke. Damit hat der Einsturz natürlich nix zu tun…

  14. @NUR
    Das war damals auch meine erste Vermutung: Zastrow ist schuld! Wurde aus Gründen der Pietät aber nicht veröffentlich…

Ergänzungen gern, aber bitte recht freundlich.

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