Brachial. Laut. Eingängig. Gesungen, gesprochen, geschrien. Der Auftritt der Band „Der Schlagzeuger von Zwitschermaschine“ am Dienstagabend in der Gedenkstätte Bautzner Straße war beeindruckend.

Das Publikum, überwiegend schon etwas älter, riss es am Ende von den Sitzen zu stehende Ovationen. Wolfgang Grossmann, der frühere Schlagzeuger bewies am Mikrofon seine Leidenschaft für die Texte des viel zu früh verstorbenen Michael Rom.
Es war schon etwas gruselig. „Stasifestsaal“ steht an dem Schild – die Treppe hoch soll man gehen. Unten drunter sind die Zellen, in denen bis 1989 noch Dissidenten gefangen und gefoltert wurden. Doch das Konzert hier in dem Festsaal, in dem sich einst die Bonzen trafen ist genau richtig. Die Musik und vor allem die Lyrics sind ein Pladoyer für Freiheit und den andauernden Kampf dafür.

DDR von unten
Denn die Geschichte der Band, die in diesem Musiktheater-Stück skiziert wird, ist typisch für den Untergrund und die alles durchsetzende Stasi. Es geht um die legendäre Band „Zwitschermaschine“, in den 1980er Jahren gelangte diese zu einer gewissen Berühmtheit, da sie gemeinsam mit den Thüringern „Schleimkeim“ unter dem Decknamen „Sau-Kerle“ in einem westdeutschen Plattenverlag eine Schallplatte veröffentlichen konnten.
Eine solche Plattenveröffentlichung war eigentlich unmöglich, denn beide Bands hatte keine Auftrittsgenehmigung der DDR-Behörden. Was damals ungeheuerlich erschien, erklärte sich später, als sich herausstellte, dass einer der Sänger der Band inoffizieller Mitarbeiter (IM) bei der Stasi war. 1983 löste sich die Band auf.
Große Besetzung
Einen wesentlichen Anteil am Entstehen der Band hat der Neustädter Musiker Jörg Schittkowski, bekannt unter anderem von „Machine de Beauvoir“. Gemeinsam mit dem Zwitschermaschine-Schlagzeuger Grossmann, der heute Künstler und Schauspieler ist, entstand die Idee einer Band. Dabei ging es im Wesentlichen darum, die Texte des ehemaligen Frontmanns Michael Rom, der auch nach dem Ende der Band nicht mit dem Schreiben aufgehört hat, wieder aufleben zu lassen.
Deren Kraft und Stärke setzt Grossmann mit irrer Präsenz auf der Bühne um. Zwei Gitarristen und zwei Bassisten, ein Schlagzeuger und die Gastsängerin Aniqo rahmen den gewaltigen Auftritt. Dass es auch kleiner geht, zeigt das bisher einzige Musikvideo „Buhmann“
Vorband Wavepunx
Ein ganzes Stück schriller und deutlich weniger gewaltig, heizte der musikalische Nachwuchs der Wave Punx das Publikum an. Alles in allem ein gelungener Abend, der förmlich nach Wiederholung schreit.
