Verhandlungen führten zu keinem Ergebnis. Die Polizei stellte am Donnerstagabend drei Frauen auf dem Dach der besetzten Lößnitzstraße 5.

Nachdem die Polizei am Mittwochmorgen die von der Gruppe „Leerstandsbewohner*innen“ besetzte Villa Jägerstraße 10a geräumt hatte, haben sich an der Lößnitzstraße wieder Besetzer*innen Zugang zu einem maroden Gebäude verschafft. Die Besetzung wurde in den Kontext der „feministischen Besetzungstage“ (FemBeta) gestellt, die noch bis zum 1. August andauern sollen. Auch die Besetzung der Lößnitzstraße wurde mittlerweile beendet.

50 Sympathisierende vor dem Haus
Das Haus gehört der Stadt Dresden und wird von der Stesad verwaltet, die hatte am frühen Abend Anzeige wegen Hausfriedensbruch gestellt. Daher hatte die Polizei mit der Räumung begonnen, als Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) vor Ort erschien und versuchte zu vermitteln. Allerdings konnte er die Forderungen der Besetzer*innen nicht erfüllen. Schließlich wurde das Haus geräumt und drei Frauen im Alter von 15, 17 und 21 Jahren erhielten eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch.

Wie die Dresdner Polizei meldet, versammelten sich etwa 50 Menschen vor dem Haus, die offenkundig mit dem Trio sympathisierten. Als die drei zur Identitätsfeststellung in eine Dienststelle gebracht werden sollten, behinderte ein Teil der Menschengruppe mehrere Funkstreifenwagen und musste von Einsatzkräften abgedrängt werden. Bei den Jugendlichen vor dem Haus waren etliche Personen dabei, die auch schon auf der Jägerstraße mit der Besetzung sympathisiert hatten.
Insgesamt waren etwa 100 Beamte der sächsischen Bereitschaftspolizei, des LKA Sachsen und der Polizeidirektion Dresden im Einsatz.

Forderungen nach einem Kultur- und Lebens-Raum
An der Lößnitzstraße sollte nach Forderungen der Besetzer*innen ein kultureller Rückzugsort für FLINTA*s entstehen, da sie in bisherigen kulturellen Räumen oft Diskriminierung erfahren, hieß es in einer Pressemitteilung der queer-feministischen Gruppe. Formuliert wurde das Ziel eines Kultur- und Lebensraumes.
Die Gruppe nennt sich „Radikarl*a“ und verfolgt nach eigener Aussage ähnliche Ziele wie die „Leerstandbewohner*innen“: „Es sind viel zu viele Menschen von patriarchaler Gewalt betroffen und für diese Menschen gibt es keine oder nur unzureichend viele Frei- und Rückzugsräume“ sagt Lilo, Pressesprecher*in von Radikarl*a, in einem Interview. “Die Stadt lässt sinnlos Häuser leerstehen, obwohl Räume gebraucht werden. Wir sind mit dieser Politik nicht einverstanden, deswegen besetzen wir.“
FLINTA* ist eine Abkürzung für Frauen., Lesben, inter, nichtbinäre, trans und agender Personen.
Grundstücksverkauf gescheitert
Das Haus an der Lößnitzstraße sollte ursprünglich an eine Bauherrengemeinschaft übergeben werden. Ende März 2020 wurde bekannt, dass ein Vertrag nicht zustande kam. Auf eine Anfrage der SPD antwortete Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), dass der Vertrag nicht zustande kam, weil die Bauherren ein gefordertes Schallgutachten nicht vorgelegt hatten. Das Grundstück, so Hilbert, sei aufgrund des Zuschnitts und der Größte nicht für die „Wohnen in Dresden“ (WID) geeignet. Die Verwaltung prüfe derzeit, ob Wohnnutzung möglich ist. Anfrage und Antwort finden sich im Ratsinfosystem unter dresden.de.
@ Philine
FLINTA ist falsch, korrekt wird in der entsprechenden Szene der Begriff FINTA genutzt, also die Summierung aller außer sog. CIS-Männer.
Lesben (als „Frauen-die-Frauen-lieben“) sind in den anderen Kategorien schon drin.
Als ergänzende Meinung dazu: Während solche ausschließenden Angebote in bestimmten Bereichen sicher hilfreich bis nötig sind (z. B. Sport). sind sie im politischen Umfeld kontraproduktiv. Außer man/frau will eigentlich nichts erreichen sondern sich einfach mal als Aktivist fühlen. Naja, 15 Sekunden Ruhm für jeden eben.
@Sharp: Dann haben es die Besetzer*innen falsch verwendet. Sowohl in deren Pressemitteilung als auch vor Ort war von FLINTA die Rede. Aus der Pressemitteilung: „FLINTA* ist eine Abkürzung für Frauen., Lesben, inter, nichtbinäre,
trans und agender Personen.“
@ Anton
Die falsche Verwendung würde ich jetzt auch unterstellen, das unterstützt letztlich auch nur meine zusätzlich zur inhaltlichen Anmerkung geäußerte Meinung.
FINTA ist im gewünschten Sinne (= alle außer CIS-Männer) die einzige nach Mengenlehre und Logik sinnvolle Abkürzung und wird wie gesagt auch aktiv in der entsprechenden „Szene“ verwendet.
Früher war auf Pressemitteilungen von Aktivisten auch mehr Verlass ;-)
@Sharp: Könnte sein, dass die entsprechende „Szene“ auch nicht homogen ist, ich habe diese, recht plausible Erläuterung gefunden.
L steht für Lesben
Wie… sind Lesben nicht Frauen? Ja und nein. Das L in FLINTA* ist auch dazu da, Kämpfe der feministischen Bewegungen, die vermehrt Lesben queere Personen geführt haben, sichtbar zu machen. Außerdem soll verdeutlicht werden, wie häufig heteronormativ davon ausgegangen wird, Liebe und Sexualität mit cisMännern sei die Norm und ein Teil von Weiblichkeit. Zudem gibt es auch Menschen, die sich nicht als Frauen definieren, aber als Lesben – etwa nicht-binäre oder inter Personen.
Quelle
@ Anton
Wenn Du Deinen zitierten Artikel in die einzelnen Bestandteile von FINTA übersetzt, sind eben die „nichtbinären“ (N) als auch „inter“ (I) bereits enthalten. Daher auch mein Verweis auf die Mengenlehre. Lesben sind somit eine Teilmenge von FINTA, außer CIS-Männer könnten nun auch Lesben sein?
Letztlich ist das aber müßig, denn die Grenze zur gesellschaftlichen Wirkungslosigkeit der bis ins Kleinste auseinanderdividierten Minderheitendefinitionen ist bereits überschritten. „Divide et impera“, funktioniert seit > 2000 Jahren.
Heute sind die selbsternannten Aktivisten nur noch im Kampf um die Deutungshoheit über quasi inhaltslose Begriffe aktiv. Und alles bleibt wie es ist. Schade.