Der Festivaldirektor (mit Smoking und Fliege) erläutert das Programm.Zur Jubiläumsauflage präsentiert sich der Schaubudensommer ziemlich klein und eng. Bei meinen Besuchen am Donnerstag und Sonntag zeigte sich die Budenwiese kuschelig und gemütlich. Die neuen Eintrittsregelungen konnten dem Publikumsandrang kaum etwas anhaben. Die Schlangen am Einlass, am Ticketschalter und vor den Zelten waren immer noch da. Und zumindest bei Irmgard kam ich nur mit viel Glück und einer energischen Begleiterin überhaupt hinein. Aber der Reihe nach.
Donnerstag, 19 Uhr, die Buden sind eröffnet, der Festplatz füllt sich und mir fehlt was. Hatte ich mich doch riesig auf Jelenas Pelmeni gefreut. Für ihren Stand war in diesem Jahr einfach kein Platz, erläutert mir der Budendirektor Helmut Raeder. Nun kann ich wählen zwischen delikater Bratwurst, veganen Hasen-Gerichten oder Flammkuchen mit Schrei. Die Entscheidung fällt zugunsten der Franzosen-Pizza. Die Wartezeit ist so umfangreich, dass wir locker zu Irmgard schaffen, der zumindest in Dresden bekannteren Zwillingsschwester der „Rote-Rosen-Regen“-Sängerin.
Man sieht ihr die 92 Jahr überhaupt nicht an.Also ab ins blaue Zelt. Meine flinke Begleiterin hat sich durch die Massen gemogelt und gestikuliert nun wild am Eingang. „Er gehört zu mir“ – na, das ist doch aber der falsche Schlager. Dann bin ich drinnen und die Show beginnt. Ich hatte diesen Kreuzberger Star der Unterhaltungsbranche schon vor sieben Jahren sehen dürfen und stelle nun fest. Das Alter kann ihr nichts anhaben. Sie rockt und ist mit den Pointen auf der Höhe der Zeit. Spätestens als sie den Smash-Hit „Gelbe Nelken“ anstimmt, rast das Publikum.
Weiter geht’s zum Flammkuchen. Der ist super, einen Platz am Stehtisch gibt’s gratis dazu und ich erfreue mich am vorbeiflanierenden Publikum. Ein Mann mit Rauschebart und ner Million Ringe im Gesicht raunt mir zu: „Muttis Kinder – musst Du sehen“. Also los, auf die Treppe. Anstehen mit Aussicht. Bestens, um mich rum wird geschwafelt. Meist ist einer dabei, der sich auskennt und den anderen die Gegebenheiten erläutert.
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Großartig: Muttis KinderIm großen Scheune-Saal geht es los. Zwei Herren, eine Dame, ein Mikrofon. Ausdrucksstarke Mimik, zurückhaltende Gestik und toller Sound aus drei Mündern, Hörprobe hier. Begeistert taumle ich aus dem Saal, inzwischen ist es dunkel. Die Regenschirm-Deko leuchtet eindrucksvoll im Nachthimmel, ein Absacker und der erste Buden-Abend ist Geschichte.
Sonntag, wiederum 19 Uhr. Keine Schlange am Einlass, keine am Ticketschalter. Das Gelände ist aber schon gut gefüllt. Ein Bierchen (teuer, teuer) vom Lenin, dann bildet sich das erste Knäuel vor Peter Waschinsky. Angepriesen als „Das gaaanz große KOMM BÄCK“ wird natürlich eine große Erwartungshaltung aufgebaut. Und dann: Ein Puppenspieler, der gar keiner ist, dafür Gedichte rezitiert und mit ner „Echse“ posiert. Nun ja. Es kann ja nicht alles fetzen.
Während ich das noch denke, beginnt Peter vorn mit einem Rap über Hip-Hop und deren Interpreten. Der Beat aus der Miniatur-Musik-Box dreht immer schneller, die Verse werden immer verwegener und Peter rappt wie kein Zweiter. Am Ende bin ich versöhnt, und auch die Hinterbacken strahlen, dürfen sie doch von der harten Planke hoch.
Tanztheater mit Anton AdasinskyEiner geht noch: „Der letzte Clown auf Erden“ – auf dem Plakat mit riesig roter Nase angekündigt. Anton Adasinsky vom Derevo-Theater zeigt eine Tanzimprovisation, die sich düster mit ’nem Apfel, einer Schlange, einem Bärtigen und einem Gehörten beschäftigt. Passend verlassen mehrere Besucher mit Kindern die Show. Zum Schluss frenetischer Beifall und ein etwas mulmiges Gefühl. Heute noch zu sehen.
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Also: Hingeh’n! Zweiter Tipp: die Australier „The Pigs“ im Blauen Zelt, noch bis Mittwoch.
Schaubudensommer 2017
das internationale Sommerfestival für Theater, Vergnügen und Musik vom 6. bis 16. Juli 2017
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